Waidhaus (Renthaus), Görlitz

Das Waidhaus hat eine lange Geschichte, die bis ins 12. Jahrhundert zurückreicht und erstmals als „Freier Hof“ Erwähnung in den Stadtbüchern findet. Diese auch an anderen Stellen der Altstadt von Görlitz nachweisbaren Freihöfe bildeten die Keimzellen der Stadtentwicklung.

Das Waidhaus gehörte damals zur Burg des Landesherrn, dem Vogtshof. Bis 1426 besaß das Gebäude den alten Ratsrechnungen nach noch einen geräumigen Turm, den „Eberhards Turm“. Bauliche Spuren der Verbindung zwischen Waidhaus und Turm sind im rechten Teil des Westfassade noch deutlich zu erkennen. 1479 brannte das von 1447-1530 als Schule genutzte Waidhaus ab. Zu dieser Zeit wurde auch die heute am Giebel lesbare Inschrift: „Nil actum creades cum quid restabit agendum 1479“ angebracht. Übersetzt bedeutet dieser Text sinngemäß: „Glaube nichts getan zu haben, wenn noch etwas zu tun übrig geblieben sein wird“.

Eine zweite Inschrift über der Tür lautet: „In rebus humanis nihil praeclarius nihil praestantius quam de republica bene mereri 1529“, übersetzt: „In menschlichen Angelegenheiten gibt es nichts Herrlicheres, nichts Vorzüglicheres, als für die Republik gutes Geld zu verdienen“.

Nach 1529 diente das Gebäude als Stapelhaus für das Tuchfärbemittel Waid. Zu diesem Zweck wurde es umgebaut und erhöht und bekam damit sein aktuelles Aussehen. Während des Baus der Peterskirche beherbergte es sogar deren Bauhütte.

Bei Baumaßnahmen im Jahre 1908 kamen 50 Steinmetzzeichen aus dem 15. Jahrhundert, in dem auch die Kirche gebaut wurde, zum Vorschein. Die heute für das Gebäude charakteristischen abgetreppten Giebel wurden 1936 bei Sanierungsarbeiten entsprechend einem alten Holzschnitt aus dem Jahr 1565 errichtet.

Nach der letzten Sanierung 1993/94 wurde das Waidhaus lange Jahre als Fortbildungszentrum der Deutschen Stiftung Denkmalschutz genutzt.

Dieser Punkt ist auch eine Station unseres Audioguides.