Bauwerke & Denkmäler
Ernst-May-Haus
Im Burgfeld 136, 60439 Frankfurt am Main
Überblick
Das Stadtplanungsprogramm „Das Neue Frankfurt“ sollte ab Mitte der 1920er Jahre den großen Bedarf an Wohnraum decken. Unter der Leitung des Frankfurter Stadtbaurats Ernst May entstanden innerhalb von fünf Jahren mehr als 12.000 Wohnungen. Die Initiative zählt zu den umfangreichsten Bauprojekten im sozialen Wohnungsbau der Weimarer Republik. Eines der 1927/28 entstandenen Häuser ist heute als Ernst-May-Haus in der Römerstadt zu besichtigen.
Gemeinsam mit rund 50 Architekten und Gestaltern suchte Ernst May nach neuen Wohn- und Siedlungskonzepten. Dabei ging es nicht allein darum, erschwinglichen Wohnraum mit verbesserten sozialen und hygienischen Bedingungen zu schaffen. Mays erklärtes Ziel war vielmehr die Formung einer neuen, moderneren Gesellschaft in angemessenen Lebensumständen.
Die Versuchsbauten des „Neuen Frankfurt“ im Norden der Stadt entstanden mit vergleichsweise geringen Baukosten. May und seine Mitarbeiter setzten auf industrielles Bauen mit vorgefertigten Bauteilen. Für die Umsetzung engagierten sie lokale Firmen und beschäftigten arbeitslose Handwerker. Die Wohnungen waren meist als Reihenhäuser mit eigenem Garten angelegt und mit Bad, Küche und schlichten, funktionalen Möbeln ausgestattet. Die Römerstadt, zu der auch das Ernst-May-Haus gehört, war die erste komplett elektrifizierte Siedlung Deutschlands.
Ernst Mays Erneuerung des Wohnens nahm nicht allein funktionale Aspekte in den Blick, auch in ästhetischer Hinsicht erwies er sich als Vorreiter. May arbeitete dabei mit verschiedenen Gestaltern aus Architektur, Industriedesign und Grafik zusammen. Zu ihnen gehörte auch die Wiener Architektin Margarete Schütte-Lihotzky, die in Mays Auftrag eine funktionale Arbeitsküche auf kleinstem Raum entwarf. Die als „Frankfurter Küche“ bekannt gewordene Ausstattung war nach ergonomischen und praktischen Gesichtspunkten gestaltet. Passgenau auf die Häuser zugeschnitten nahm sie nicht mehr als sechs Quadratmeter ein.
Mit seinem ganzheitlichen Ansatz gilt das „Neue Frankfurt“ neben dem Bauhaus als eine der einflussreichsten Bewegungen in der Gestaltung im 20. Jahrhundert. Das Bauhaus entwickelte das „Neue Bauen“ in Lehre und Experiment, im „Neuen Frankfurt“ wurde es erstmals im großen Stil umgesetzt – von Anfang an darauf bedacht, das alltägliche Leben der Menschen durch geschickte Planung und bedachte Architektur zu verbessern. Die Siedlungen sind bis heute bewohnt. [DB]
Adresse
60439 Frankfurt am Main, Im Burgfeld 136
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