Bauwerke & Denkmäler

    Judenbad (Mikwe)

    Glaserstr. 8, 77652 Offenburg

    Überblick

    Unter den fünf noch erhaltenen Judenbädern aus dem Mittelalter im Rheingebiet nimmt das Offenburger Bad mit seinen Stilelementen in baulicher Hinsicht eine Sonderstellung ein. Nach umfangreichen Renovierungsarbeiten wurde es 1978 der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Es befindet sich 15 Meter unter dem heutigen Hofniveau des Anwesens Glaserstraße 8.

    Die Besichtigung ist nur bei Führungen möglich. Auskunft beim BürgerBüro, Fischmarkt 2, Tel. 0781 82-2000.

    Der Besucher erreicht es von der Bäckergasse aus über den Hinterhof, von wo er auf einer Holzstiege den Wirtschaftskeller des Hauses betritt. Aus dessen Gewölbe führt eine 44 Stufen zählende Steintreppe, die in ihrem mittleren Abschnitt aus interesanten Keilstufen besteht, in den 2,06 x 2,28 Meter messenden eigentlichen Baderaum. Über ihm befindet sich ein Kreuzrippengewölbe mit einem Brunnenschacht, der in ein Hintergebäude mündet.
    Ähnliche Anlagen gibt es nur noch in Friedberg (Hessen), Adernach, Worms, Speyer und Köln. Auch heute noch sind derartige Bäder in jeder gesetzestreuen jüdischen Gemeinde vorhanden, da die Religionsgesetze zwingend vorschreiben, dass bei verschiedenen Anlässen ein Reinigungsbad zu erfolgen hat (3. Mose 15, 19-21 oder 4. Mose 19, 16-19).

    Geschichte der jüdischen Gemeinden am Oberrhein

    Bis zum 9. Jahrhundert standen die Juden allein unter dem Schutz der fränkischen Herrscher. Später übernahmen in den Bischofsstädten die geistlichen Herren diese Funktion. Gesicherte Nachrichten über die jüdischen Siedlungen im Elsass und vor allem in Straßburg gibt es erst aus dem Jahr 1146; über Offenburg existieren aus dieser Zeit keine schriftlichen Quellen.
    Größeren Anfeindungen waren die Israeliten seit dem Beginn des ersten Kreuzzuges im Jahre 1096 ausgesetzt. Im August 1182 vertrieb Philipp II. sie aus Frankreich. Ein Großteil von ihnen flüchtete in das Rheingebiet und damit wohl auch in unsere Gegend, wo sie eine neue Heimat fanden. Spätestens in der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts bildete sich in Offenburg eine Judengemeinde, in einer Zeit also, in der Kaiser Friedrich II. diese nicht nur aus religiöser Toleranz forderte, sondern auch, weil unter ihnen der Handel aufblühte. Danach nahmen die Feindseligkeiten wieder zu und erreichten im Oberrheingebiet ihren Höhepunkt nach der Pestepidemie von 1349. Allein in Straßburg verbrannte man 2000 Juden auf ihrem Friedhof.
    Die Vorkommnisse in Offenburg sind nur aus Sekundärquellen bekannt. Wir können aber als sicher annehmen, dass die hier ansässigen Juden im gleichen Jahr auf grausame Art vertrieben oder getötet worden sind. In der Folgezeit durften sie sich nicht mehr in unserer Stadt ansiedeln, so dass die Mikwe nur noch als Brunnen, aber nie mehr als Ritualbad benutzt wurde.
    Im 16. Jahrhundert setzten als Quelle der städtischen Geschichte die Ratsprotokolle ein. Zu dieser Zeit gab es in Offenburg keine Juden. Erst während des Dreißigjährigen Krieges (1618 - 1648), als die Ortenau Kampfgebiet wurde, gelang es einigen, in der Reichsstadt gegen Zahlung eines Schutz- und Schmiergeldes Aufnahme zu finden. Immer häufiger geben nun die Stadtprotokolle Hinweise auf eine jüdische Ansiedlung. Meist ging es um Beschwerden der Bürgerschaft, die den Juden keine Möglichkeit zum Handel lassen wollte oder um Fragen der Gleichberechtigung. Diese begann erst 1806 mit dem Übergang Offenburgs an Baden und der Einführung badischer Gesetze. Wenn sie der jüdischen Minderheit auch noch keine volle bürgerliche Gleichstellung einräumten, so gewährten sie ihr doch zumindest Anteil am Leben des Staates. Im Jahre 1808 begann die Schulpflicht für jüdische Kinder. Ebenso sah der badische Staat die Erlernung eines bürgerlichen Berufes und den Zugang zu allen Gewerben vor. Die volle Gleichberechtigung wurde erst im Jahre 1862 mit der Einführung des Gemeindebürgerrechts erreicht.
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    Adresse
    77652 Offenburg , Glaserstr. 8

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    Erstellt am: 31.10.2012, Quelle: Stadt Offenburg, Autor:in: keine Angabe

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