![](https://img.oastatic.com/img2/50966355/735x500f/variant.jpg?proj=api-meinestadt&key=VOAETZTC-EMWGMIYZ-4OSSPKPI)
Bauwerke & Denkmäler
Ehemaliges Karmelitenkloster - Jena
Engelplatz, 07743 Jena
Überblick
Vorklösterliche Bedeutung
Das Areal weist Nutzungsspuren bis in die frühe und mittlere Jungsteinzeit auf. Umfangreichere Siedlungsspuren (Siedlungsgruben, Pfostenstandgruben, Keramik) wurden aus der späten Bronzezeit nachgewiesen. Ab dem 14. Jh. bildete sich die Siedlung Zweifelbach heraus.
Historische Bezug zum Reformationsjubiläum
In der einstigen Niederlassung des Karmelitenordens wurde nach Aufhebung des Klosters im Ergebnis der Reformation ab 1553 im Auftrag des Herzogs Johann Friedrich von Sachsen eine Druckerei eingerichtet, die von Beginn an der Publikation einer neuen Gesamtausgabe des Lutherwerkes diente. Dazu erteilte der Herzog am 20. November 1553 dem Buchdrucker Johann Rödinger das Privileg zum alleinigen Druck und Vertrieb von Luthers Schriften. Ab 1555 entstanden hier unter Aufsicht von Georg Rörer und Nicolaus von Amtsdorf der XII. Deutsche und der IV. Lateinische Teil der Jenaischen Ausgabe der Schriften Martin Luthers sowie eine korrigierte Lutherbibel - die sog. Jenaer Ausgabe der Lutherbibel, die in Konkurrenz zu der schon zu Lebzeiten Luthers begonnenen Wittenberger Ausgabe stand.
Daneben wurden in dem ehemaligen Kloster zahlreiche weitere Werke der Reformation gedruckt. Zu diesen gehören beispielsweise: „Der Prophet Joel durch D. Mart. Luther in Latinischer sprach gelesen vnd ausgelegt vnd newlich verdeutscht“ von 1553, der „Vnterricht der Visitation, an die Pfarhern im Kurfürstenthum zu Sachsen, Durch Doct. Mart. Luther corrigirt“ aus dem folgenden Jahr, „Ein gut newe Jar, den grossen Herrn in dieser Welt geschenckt“ von Nicolaus von Amsdorf von 1554 oder auch die „Fünff Predigten D. Martini Lutheri, von den fünff Haubtsünden...“ aus demselben Jahr.
Einen reichen Schatz an Druckerzeugnissen dieser Werkstatt bewahrt die Universitätsbibliothek Jena bis heute. Die Herausgabe dieser Schriften war von zentraler Bedeutung für die Verbreitung reformatorischen Gedankengutes im Allgemeinen und die ernestinische Konfessionspolitik im Besonderen. Das Profil der Jenaer Druckproduktion spiegelt den Prozess der ernestinischen Bildung in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts wider.
Zeitweise wurden die Baulichkeiten von Nicolaus von Amsdorf auch als Wohnsitz genutzt.
Daneben wurden in dem ehemaligen Kloster zahlreiche weitere Werke der Reformation gedruckt. Zu diesen gehören beispielsweise: „Der Prophet Joel durch D. Mart. Luther in Latinischer sprach gelesen vnd ausgelegt vnd newlich verdeutscht“ von 1553, der „Vnterricht der Visitation, an die Pfarhern im Kurfürstenthum zu Sachsen, Durch Doct. Mart. Luther corrigirt“ aus dem folgenden Jahr, „Ein gut newe Jar, den grossen Herrn in dieser Welt geschenckt“ von Nicolaus von Amsdorf von 1554 oder auch die „Fünff Predigten D. Martini Lutheri, von den fünff Haubtsünden...“ aus demselben Jahr.
Einen reichen Schatz an Druckerzeugnissen dieser Werkstatt bewahrt die Universitätsbibliothek Jena bis heute. Die Herausgabe dieser Schriften war von zentraler Bedeutung für die Verbreitung reformatorischen Gedankengutes im Allgemeinen und die ernestinische Konfessionspolitik im Besonderen. Das Profil der Jenaer Druckproduktion spiegelt den Prozess der ernestinischen Bildung in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts wider.
Zeitweise wurden die Baulichkeiten von Nicolaus von Amsdorf auch als Wohnsitz genutzt.
Nachreformatorische Nutzung
Die Einrichtung und Führung einer Druckerei mit dem Privileg zum Druck der Luther-Schriften und weiterer theologischer und akademischer Titel ist auf dem Areal bis 1625 (Tod des Druckers Johann Weidner) belegt und wird bis ca. 1650 angenommen.
Quellenmäßig belegt ist ebenfalls die Nutzung von Klosterräumlichkeiten als Bücherdepot, aber auch als Seifensiederei und Glockengießerei (letztere im Küchengebäude).
Ab 1642 erfolgte sukzessive die Abtragung von Baulichkeiten des Klosters. Das gewonnene Baumaterial wurde u.a. zur Verstärkung der Stadtbefestigung (vorw. Balken aus Fachwerk und Decken) und zur Reparatur der Camsdorfer Brücke verwendet. Nach Schäden im Dreißigjährigen Krieg wurden Teile des Klosters umgebaut und ab 1669 als städtisches Gasthaus „Zum gelben Engel“ genutzt.
Heute sind von dem Kloster vor allem noch der ehemalige Kapitelsaal sowie die Sakristei, die an Mauerwerksstrukturen des Chores der einstigen Heilig-Kreuz-Kirche anschließt, erhalten. Sie dienten im Rahmen der Druckereinutzung als Buchlager.
Quellenmäßig belegt ist ebenfalls die Nutzung von Klosterräumlichkeiten als Bücherdepot, aber auch als Seifensiederei und Glockengießerei (letztere im Küchengebäude).
Ab 1642 erfolgte sukzessive die Abtragung von Baulichkeiten des Klosters. Das gewonnene Baumaterial wurde u.a. zur Verstärkung der Stadtbefestigung (vorw. Balken aus Fachwerk und Decken) und zur Reparatur der Camsdorfer Brücke verwendet. Nach Schäden im Dreißigjährigen Krieg wurden Teile des Klosters umgebaut und ab 1669 als städtisches Gasthaus „Zum gelben Engel“ genutzt.
Heute sind von dem Kloster vor allem noch der ehemalige Kapitelsaal sowie die Sakristei, die an Mauerwerksstrukturen des Chores der einstigen Heilig-Kreuz-Kirche anschließt, erhalten. Sie dienten im Rahmen der Druckereinutzung als Buchlager.
Bisherige Untersuchungen/Forschungsstand
Zwischen 1997 und 2003 wurden die westlich gelegenen Teile des Areals (Theatervorplatz/Parkplatz Engelplatz) sowie Teilbereiche der Hinterhöfe der Parzellen Engelplatz 3 und 4 archäologisch und bauhistorisch untersucht. Als wichtigstes Ergebnis konnte neben den Nachweisen stein- und bronzezeitlicher Siedlungsspuren der Nachweis einer mehrphasigen Klosterbebauung erbracht werden.
2015 nahm die Stadt Jena eine maßliche Bestandserfassung vor. Sie verdeutlichte erstmals die beeindruckende Gesamtkubatur des Klosterflügels sowie dessen ausgewogenes Maßverhältnis trotz der enormen Raumhöhen von über 4m.
Im Zuge weiterer archäologischer Untersuchungen der angrenzenden Flächen konnte 2012 und 2015 der vermutete Klostergrundriss weiter verifiziert werden. Derzeit laufen statisch-konstruktive und restauratorische Sicherungsarbeiten an Sakristei und Kapitelsaal. Ziel ist es, Sakristei und Kapitelsaal einer Nutzung zuzuführen. Neben temporären Ausstellungen soll v.a. die erhaltene Originalsubstanz optisch selbst in Erscheinung treten.
2015 nahm die Stadt Jena eine maßliche Bestandserfassung vor. Sie verdeutlichte erstmals die beeindruckende Gesamtkubatur des Klosterflügels sowie dessen ausgewogenes Maßverhältnis trotz der enormen Raumhöhen von über 4m.
Im Zuge weiterer archäologischer Untersuchungen der angrenzenden Flächen konnte 2012 und 2015 der vermutete Klostergrundriss weiter verifiziert werden. Derzeit laufen statisch-konstruktive und restauratorische Sicherungsarbeiten an Sakristei und Kapitelsaal. Ziel ist es, Sakristei und Kapitelsaal einer Nutzung zuzuführen. Neben temporären Ausstellungen soll v.a. die erhaltene Originalsubstanz optisch selbst in Erscheinung treten.
Baugeschichte
- 1414 Überlassung eines Grundstückes an die Karmeliten zur Errichtung eines Ordenshauses durch die Markgrafen Friedrich und Wilhelm von Meißen sowie Schenkung eines Hauses, weiteren Gartenlandes und so viel der anstoßenden Straße und des Fahrweges wie zum Bau benötigt wurde durch den Rat der Stadt Jena
- 1418 Überlassung der Heilig-Kreuz-Kapelle an die Karmeliten durch den Rat der Stadt Jena
- Erste Klosteranlage orientierte sich an den vorgefundenen Gegebenheiten der Jenaer Vorstadt Zweifelbach und insbesondere der zunächst als Klosterkirche genutzten Kapelle Zum Heiligen Kreuz: bisher ergrabene bauliche Strukturen der 1. Bauphase befinden sich westlich /südwestlich des Betrachtungsareals
- Im Verlauf des 15. Jh. völliger Abbruch der Klosteranlage und Neuerrichtung nordöstlich der bisherigen Anlage wahrscheinlich im letzten Drittel des 15. Jh. mit West-Ost gerichteter Klosterkirche zum Heiligen Kreuz (einschiffige Hallenkirche, längsgerichtet mit leichter Süddrehung und polygonalem Chorabschluss, ca. 47 m lang, 15 m breit; erhaltenes Bruchsteinmauerwerk ca. 12,60 m lang uns 3,20 m hoch mit südöstl. Strebepfeiler);
- Bau der Klausur südlich der Klosterkirche wahrscheinlich als zweiflügelige Anlage, die sich um ein Kreuzganggeviert gruppiert
- zweigeschossiger östlicher Klausurflügel unter Aufnahme des südöstlichen Kirchenchor-Strebepfeilers mit separater vorgesetzter Mauer gegen Kirchen-Südwand gestellt,:
- erhalten sind die Erdgeschosse zweier Räume: Sakristei (Sternrippengewölbe, vermauerte Portalöffnungen zu Altarraum und Kreuzgang, Wandschrank, tlw. bauzeitlicher Fußboden, Steinbecken) und Kapitelsaal (Massivmauerwerk mit bauzeitlichen Öffnungen, zweijochiges Kreuzgratgewölbe, Wandschrank)
- Teile des Kreuzganges sowie des Westflügels einschließlich des Tores konnten archäologisch nachgewiesen werden; das so genannte Gebäude VI wurde erst 1984 abgetragen
- zweigeschossiger östlicher Klausurflügel unter Aufnahme des südöstlichen Kirchenchor-Strebepfeilers mit separater vorgesetzter Mauer gegen Kirchen-Südwand gestellt,:
- In nachklösterlicher Zeit zahlreiche Umbaumaßnahmen im Zuge der Umnutzung des Areals; tlw. unter Verwendung von Material aus abgebrochenen Klosterbestandteilen
- ab 1526 Umbau zu/Umnutzung als Spital: u.a. Neubau so genanntes Haus VIII (Ost-West-gerichtet, südlich des Klosterhofes gelegen; später ebenfalls von Druckerei mit genutzt)
- nach Abbruch des Kreuzganges Errichtung des so genannten Hauses IX zwischen Ost- und Westflügel (ab 1553 Druckerei Christian Rödinger)
- sukzessiver Abbau und Umbau der Klosteranlage (tlw. Entnahme von Baumaterial für Wiederaufbau Camburger Brücke 1655)
- 1669 Abbruch von Haus VII und Errichtung des Gasthofes „Zum gelben Engel“
- Hälfte 17. Jh: Errichtung Aus- und Umspannstation an Westseite von Sakristei und Kapitelsaal mit Einbringung entsprechender Toreinfahrten in den Kapitelsaal (in Ostwand noch vorhanden)
- 1984 Abbruch von Haus IV mit seinen repräsentativen Vorhangbogenfenstern
Quelle: Untere Denkmalschutzbehörde (UDschB) - Frau Elke Zimmermann
Adresse
07743 Jena, Engelplatz
Das aktuelle Wetter
-5°
heiter
Heute friert es, zieh dich warm an!
Regenwahrsch.
5%
Temperatur
-1° / -9°
Die Aussichten
Weitere interessante Themen
Freizeit genießen