Stolpersteine Walter, Bianca, Gerti und Ursula Totschek, Görlitz

Adolph Totschek gründete das Kaufhaus Totschek 1868. Im Jahr 1901 verstarb er und sein Sohn Walter übernahm das Kaufhaus und führte es weiter. Walter war verheiratet mit Bianca. Das Paar hatte zwei Töchter Gertie und Ursula, welche beide in Görlitz geboren wurden. Obwohl Bianca von einer religösen jüdischen Familie stammte, übernahm die Familie die Gepflogenheiten der Umgebung. Sie besuchten an den Feiertagen die Synagoge, stellten aber auch einen Weihnachtsbaum zu Hause auf.
Im Jahr 1936 bewarfen Mitschüler die Tochter Ursula mit Steinen, so dass sie blutüberströmt nach Hause kam. Daraufhin zog die Familie nach Berlin, da sie sich nun in Görlitz nicht mehr sicher fühlte. Das Kaufhaus vertraute Walter Totschek seinem damaligen Buchhalter an. Bald darauf war Walter gezwungen, das Geschäft dem Buchhalter unter Zwang und Stress ganz zu überschreiben. Der Buchalter war ein Mann arischer Herkunft und hatte Verbindungen in die Nazi-Regierung in Görlitz.
Walter tauchte während der Kristallnacht in Berlin unter. Seine Frau organisierte eine sichere Ausreise für Ursula nach England zu Verwandten. 
In Berlin spitzte sich die Lage für die drei anderen Familienmitglieder immermehr zu. Gerti - eine aufstrebende Gesellschaftsdame - nutze jede Verbindung, die sie hatte, um eine Ausreise für die Familie zu organiseren. 1941 konnte die Familie unter der Patenschaft von Verwandten in Indiana nach New York auswandern. Ursula folgte der Familie 1946. 
Walter starb 1944 in New York City. Er hat sein geliebtes Kaufhaus und seine liebe Ursula nie wiedergesehen. 
Ursula, Gerti und Bianca führten ein erfülltes Leben in Amerika. Die Familie kämpfte lange um die Rückerstattung ihres Kaufhauses in Görlitz. Es war ein aufreibender  Kampf. Als sie das Kaufhaus schließlich zurückbekamen, war er von den Vormietern nahezu zerstört und verwüstet worden. Die Familie verkaufte das ehemalige Kaufhaus.

(Quelle: Lauren Leiderman (Januar 2021)© Kulturbüro Görlitz)
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