Das Gotische Haus: Ein Meisterwerk der Neugotik im Wörlitzer Park

Das Gotische Haus im Wörlitzer Park, errichtet von 1773 bis 1813, gilt als eines der ältesten neogotischen Bauwerke auf dem europäischen Festland. Es begeistert Besucher durch seine außergewöhnliche Architektur, die sowohl die italienische Gotik als auch die englische Tudor-Gotik aufgreift. Die Fassade zur Kanalseite erinnert an die Kirche Madonna dell’Orto in Venedig, während die Gartenseite nach dem Vorbild von Horace Walpoles Landsitz Strawberry Hill gestaltet wurde.

Dieses architektonische Juwel diente ursprünglich dem Hofgärtner Schoch als Wohnhaus, doch ab 1785 nutzte Fürst Franz es zunehmend als privates Refugium. Der Bauherr zog sich hierher zurück, um „in der Mitte seiner ruhmvollen Vorfahren mit der Vorwelt sich selbst zu leben“, wie der Hofbeamte August von Rode in seiner Beschreibung von 1818 festhält. Über vier Jahrzehnte hinweg wurde das Haus mehrfach erweitert und umgestaltet, um den Bedürfnissen des Fürsten und seiner umfangreichen Kunstsammlungen gerecht zu werden.

Im Inneren des Hauses befinden sich wertvolle Kunstwerke, darunter zahlreiche Gemälde von Lucas Cranach d. Ä. und d. J. sowie historische Möbel, Waffen und Münzen. Besonders bemerkenswert ist die Sammlung von Glasfenstern aus dem 15. bis 17. Jahrhundert, die größtenteils aus der Schweiz stammen. Die neugotische Ausstattung und das täuschend echte Wachsobst im Pomologischen Kabinett bieten den Besuchern ein beeindruckendes Erlebnis. Ein Besuch im Gotischen Haus ist eine Reise in die Vergangenheit und bietet einen faszinierenden Einblick in die Geschichte und Sammelleidenschaft des Fürsten Franz.