Das Diezer Brückenhäuschen

Das Brückenhäuschen auf der Alten Lahnbrücke diente der Kontrolle des Verkehrs über die Brücke und gleichzeitig der Erhebung von Zöllen für Menschen, Tiere, Fahrzeuge und Waren.
Der Brückenzoll war eine Abgabe, die entrichtet werden musste, um Straßen, Wasserwege oder Brücken benutzen, an Märkten oder Messen teilnehmen und Waren verkaufen zu dürfen. Der Brückenzoll war somit eine wichtige Einnahmequelle.

Das Brückenhäuschen war die Dienststelle des Zöllners, der Zoll wurde hier zuletzt 1908 erhoben. Da die Zöllner über ihre Einnahmen Buch führen mussten, mussten sie lesen und schreiben können, waren also gebildete Leute. Ihnen standen - zumindest an stark frequentierten Zollstellen - Hilfskräfte zur Seite, die die Zollwaren prüften und taxierten.
Der festgesetzte Zollbetrag wurde im Beisein des Zollschuldners in eine gut gesicherte und mehrfach verschlossene Truhe gelegt und in ein Verzeichnis eingetragen. Durch die Verwendung von Beglaubigungen (Quittungen) war sichergestellt, dass der Zoll nur an einer Stelle des Territoriums erhoben wurde.

Natürlich gab es auch Willkür und Missbrauch bei der Zollerhebung. Grundsätzlich fand die Erhebung aber unter starker öffentlicher Beobachtung statt, die auf Dauer keinen Raum für rücksichtslose Eigenmächtigkeiten Einzelner auf Kosten anderer ließ.

Schiffer und Kaufleute, Städte und Zollherren, König und Fürsten, sie alle waren an einem funktionierenden Handel interessiert. Die zahlreichen überlieferten Konflikte zwischen diesen Akteuren waren Teil eines ständigen, komplexen Aushandlungsprozesses um ein möglichst großes Stück vom Kuchen.

Die Vielzahl der Auseinandersetzungen zeigt aber auch deutlich, dass das System als Ganzes funktionierte.