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    Religiöse Bauwerke

    Dieterskirchel

    Am Deutschordensplatz 12, 76761 Rülzheim

    Überblick

    Der Überlieferung des Domherren Anselm von Lüttich ist es zu verdanken, dass die Erinnerung an den Märtyrertod des Bischofs von Tongeren und Maastrich nicht in Vergessenheit geriet und auch mit unserem Ort in Verbindung gebracht wurde. In seiner Chronik aus dem Jahr 1052 teilt er mit: " Den Tag seines Märtyertodes begehen die Einwohner jener Gegend ( Anmerkung: damit ist die Anhöhe südlich von Rülzheim, unweit des Rottenbachs, gemeint) mit größter Feierlichkeit". Hier an dieser Stelle, so folgert er weiter, muss der Bischof von seinen Häschern erschlagen worden sein. Theodard wurde während der Durchreise durch den Rülzheimer Wald von fränkischen Adligen im Jahr 671 oder 672 ermordet. Er muss die Römerstraße genutzt haben, da sein Wegeverlauf der Straße zugeorndet werden kann.
    Ein Märtyrerkalender aus dem 10. Jahrhundert aus dem Kloster Weißenburg vermerkte seinen Todestag: " 8.September, Martyri Theodard, Beewalt". Die Menschen pilgerten zuhauf schon im 10. Jahrhundert und sicher auch viele Jahre zuvor an diese Stelle seines Martyriums, die damals noch mitten im Bienwald (Beewalt) Lag und verehrten einen Heiligen, dessen Leichnam schon bald in sein Bistum heimgeholt und im Lütticher Dom beigesetzt worden war.
    Der Theodardkult war also in Rülzheim wie auch im Raum Lüttich sehr lebendig. In Rülzheim mündete er sogar in den Bau eines Kirchlein über der leeren Grabstätte, das erstmals um 1400 als " Dieterskirchel" erwähnt wird. Etymologisch hatte sich der Name Theodard mittlerweile zu Diethard oder Dieter in unserer Gegend verwandelt. Im Jahr 1517 erfahren wir von einer Priesterstelle, die für das Dieterskirchel geschaffen wurde, mit der auch ein "Gefälle" ( Einnahmen für den Frühmesser) von 30 Gulden verbunden war. Im selben Jahr wurde das Kirchlein einer Renovierung unterzogen, an die heute noch ein Originalstein ( im neuen Dieterskirchel aus dem Jahr 1957) erinnert. Es handelt sich um eine Sandsteinplatte, auf die ein Kirchlein geritzt ist. Sie enthält zugleich die Jahreszahle 1517, darunter befindet sich das Wappen des Bischofs Georg von Speyer.
    Das Kirchlein wird in einer Quelle aus dem Jahr 1701 näher beschrieben: Es wird eine " feine Kapelle" genannt, soll 21,6 m lang und 8,4 m breit gewesen sein. Es besaß einen eingezogenen Chor und ein Türmchen mit einer Glocke. Um das Kirchlein lag ein Garten im Ausmaß von drei Morgen ( einige 1000 Quatratmeter groß) und auch ein Brunnen spendete Wasser.
    Jedoch ging es bald bergab mit dem Dieterskirchel.1711 ist noch von einer Renovierung die Rede, doch um 1820 ging es nur noch um den Abriss infolge der Baufälligkeit dieser Kirche am Rottenbach. Das kam dem Gemeinderat gerade zupass, wie es schien, denn da die Pfarrkirche im Ort zu klein geworden war und man eine Erweiterung als unumgänglich ansah, hatte man auf die Abbruchsteine des Dieterskirchel ein Auge geworfen. Sie sollten in der verlängerten Mauritiuskirche verbaut werden. Deren Langhaus wurde dann zwar 1824 verlängert, aber nur wenige Steine fanden den Weg in die Pfarrkirche. Viele Rülzheimer nutzten bereits gegen geringes Entgeld das Dieterskirchel als Steinbruch.
    Fortan blieb die Anhöhe, auf der das Kirchlein bisher stand, viele Jahrzehnte leer. Die beim Abriss gefundenen römisch-heidnischen "Viergöttersteine" wurden ins Speyerer Museum befördert.
    Doch die Erinnerung an das Dieterskirchel und an den Märtyrerbischof Theodard lebten fort.1957 war es soweit: Unter der Leitung des Architekten Peter wurde ein neues, modernes Kirchel geschaffen, das sein Gründervater Pfarrer Weinspach als Geschenk Gottes lobte. Es besteht aus einem Kirchenraum, der mit einem leichten gewölbten Flachdach bedeckt ist, das im Eingangsbereich als Vordach dient. Hinter dem Altar endet der Raum mit einer halbkreisförmigen Rundung. Während sich an der südöstlichen Gebäudeecke ein kleiner Turm mit einer Glocke befindet, wurde an der Nordseite der Außenfassade eine Sandsteinplatte platziert. Darauf befinden sich Ritzzeichnungen eines Kirchengebäudes, das vermutlich auf den Vorgängerkirchenbau hinweist.
    Seither lebt das Dierterskirchel als kleine Pilgerstätte des Bistums Speyer fort. In ihm werden heute Trauungen, Messen und Gebetsandachten abgehalten und mancher Wanderer findet seine innere Ruhe vor dem Herrn.
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    Adresse
    76761 Rülzheim, Am Deutschordensplatz 12

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    Erstellt am: 08.10.2013, Quelle: Zum Wohl die Pfalz., Autor:in: keine Angabe

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